16.9.24

Lehrreicher Start für die 2. Mannschaft

Vorbereitung

Seit mehreren Monaten haben wir uns mit den Kindern unserer Schachgruppe auf den Saisonstart vorbereitet. Lange Bedenkzeit und das Aufschreiben der Züge sind anfangs eine Herausforderung. Jetzt geht es um Punkte und jeder Zug zählt. Alle waren sehr aufgeregt, auch der Trainer.

Unsere Mannschaftsaufstellung zum 1. Spieltag war:

  1. Brett: Gideon
  2. Brett: Josua
  3. Brett: Benjamin
  4. Brett: Vlad
Es ist toll, dass wir wieder so viele motivierte Schach-Kinder in unserem Verein haben!

Spielverläufe

Am 1. Brett muss sich Gideon gegen einen erwachsenen Gegner mit den weißen Steinen behaupten. Die Eröffnung ist überraschend, ein eher defensiver Aufbau. Doch Gideon folgt den Eröffnungsprinzipien, die wir trainiert haben: Zentrum besetzen, Figuren aktiv entwickeln und König in Sicherheit bringen. Toll!  

1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 g6 4. Sf3 Lg7 5. Lc4 O-O 6. O-O Sbd7 

Jetzt geht es zum Angriff:

7. e5 dxe5 8. dxe5 Sg4 9.e6!


Der Gegner deutlich unter Druck findet nicht den wichtigen Verteidigungszug Se5, sondern patzt mit fxe??

Leider belohnt sich Gideon nach Lxe6+ nicht mit dem Figurengewinn auf g4 sondern vereinfacht mit Lxd7. In der Folge möchte er weiter angreifen, vernachlässigt jedoch die Entwicklung des Damenflügels. Die offene f-Linie und der Springer auf g4, den man mit h3 vertreiben sollte, verhelfen Schwarz letztendlich zu Drohungen gegen h2 und f2. Er verliert eine Qualität durch eine Springergabel, die Königstellung wird aufgebrochen und nach 29 Zügen steht der weiße König matt. Dennoch ein tolles erstes Ligaspiel mit einer großen Chance zum Sieg.

An den übrigen Brettern spielt unsere Mannschaft gegen etwas ältere Kinder. Josua bekommt an Brett 2 das gut bekannte Vier-Springer-Spiel auf's Brett. 

1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 3. Sc3 Sc6 4. Lc4?!

Eine Ungenauigkeit, auf die wir uns im Training zwei Wochen vorher vorbereitet haben. Josua findet den Trick, der zwar vorerst kein Material gewinnt, aber Schwarz angenehme Entwicklung und eine aktive Stellung verspricht:

4..Sxe4!! 5. Sxe4 d5! Gewinnt die Figur mit der Bauerngabel zurück.

Die übliche Fortsetzung ist 6. Ld3 dxe4 7. Lxe4 doch Weiß wählt den aggressiveren Zug Lb5?. Ein Fehler, doch Schwarz muss nun nach 6..dxe4 7. Sxe5, genau spielen:


Toll, dass Josua hier lange nachdenkt. Zwar erinnert er sich nicht mehr an den empfohlen Zug im Training, findet aber mit Dd5 eine ebenfalls starke Antwort. Findest du den besten Zug? (Die Antwort gibt's am Ende) Weiß verliert die Nerven und mit Sg4?? auch den Läufer auf c5. 

Im Verlauf entwickelt Schwarz seine Figuren, wehrt eine Gabeldrohung auf c7, die die schwarze Dame gewinnen würde, aufmerksam ab und gewinnt noch eine weitere Figur durch eine Fesselung gegen den weißen König, der noch immer im Zentrum steht. Am Ende sind es zwei Läufer und ein Springer gegen den einsamen weißen König. Eine Bauernumwandlung zur Dame und ein König+ Damen Matt sichern Josua den Sieg. Herzlichen Glückwunsch, ein tolles Spiel!

Leider sollte das der einzige Sieg bleiben. An Brett 3 eröffnet Benjamin die Partie ebenfalls im Vier-Springer-Spiel.

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 Sf6 4. d4 exd4 5. Sxd4 Lb4


Hier kommt Benjamin leider mit den Zügen durcheinander, hat zu viel Angst vor der Fesselung und verliert mit 6. Ld2?? Sxd4 eine ganze Figur. Aber keine Sorge, wir werden uns die Theorie in den kommenden Wochen nochmal im Training anschauen: 6. Sxc6 dxc6 7. Ld3.

Damit geht scheinbar die Sicherheit ins eigene Spiel verloren. In der Folge macht er weitere Fehler, die für seine Spielstärke untypisch sind. Schon nach Zug 13 ist Schwarz eine Dame, einen Turm und einen Läufer im Vorteil und gewinnt nach 25 Zügen. Manchmal muss man auch seinem Gegner zu einer starken, fehlerfreien Partie gratulieren und aus den eigenen Fehlern lernen.

Auch wenn Benjamin zu keinem Zeitpunkt eine Chance hatte, zurück ins Spiel zu kommen, war es doch eine wichtige Lektion. Prüfe deinen geplanten Zug, bevor du ihn ausführst: Kann mein Gegner eine meiner Figur schlagen?

Etwas knapper ist es an Brett 4, an dem Vlad's Gegner nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. O-O das Spiel in die ruhige italienische Eröffnung führen möchte.

Doch Vlad möchte angreifen 5..Sg4?! 

Schwarz sollte erst seine Entwicklung mit d6 voranbringen und den König in Sicherheit bringen. Doch der aggressive Zug zeigt Wirkung. Anstatt mit h3 den Schwarzspieler zu befragen, ob er wirklich den Springer + Läufer für einen Bauern + Turm tauschen will, gerät Weiß in Panik: 6. Le3?


Los Vlad, nutze die Chance und greife weiter an. 6... Lxe3 7. fxe3 Sxe3 gewinnt eine Qualität. Dem fortgeschrittenen Leser empfehle ich einen Blick auf die interessante Variante nach 7. Bxf7+ Kxf7 8. fxe3 Nxe3 9. Nxe5+

Doch anstatt konsequent fortzufahren, besinnt sich Schwarz gerade im falschen Augenblick auf die Eröffnungsprinzipien: 6... O-O?? stellt natürlich den Läufer ein. Das Spiel vereinfacht sich in der Folge ohne weitere Chancen für Vlad. Er verliert noch in einem einfachen Abtausch die Dame und muss sich nach 24 Zügen nach einem Grundreihenmatt geschlagen geben.

Aus diesem Spiel lernen wir: Achte zuerst auf die Drohungen deines Gegners. Ist eine meiner Figuren angegriffen? Dann sieh dir Schach-, Schlag- und Droh-Züge an und finde heraus, ob sie gut oder schlecht für dich sind.

Fazit

Gute Erfahrungen und lehrreiche Fehler haben den ersten Spieltag geprägt. Ich bin stolz auf unsere Mannschaft und freue mich auf eine Saison mit vielen weiteren spannenden Spielen.
 
mb

Lösung zum Spiel an Brett 2: Der beste Zug ist Dg5