14.4.13

Schachromantik - Die Immergrüne Partie

Das nebenstehende schöne Matt ereignete sich 1852 in Berlin zwischen der Schachlegende Adolf Anderssen (Weiß) und seinem selbsternannten 'Schüler' Jean Dufresne. Nach einem Zitat von Wilhelm Steinitz erhielt die Partie später den Titel "Die Immergrüne".
Wie bei der 'Unsterblichen' (04/03/13) setzt auch hier der Läufer auf e7 matt, wobei der schwarze Monarch diesmal die Wahl hat, sich auf d8 oder auf f8 geschlagen zu geben.
Aus einem Evans-Gambit heraus spielten die beiden -wie damals üblich- bedingungslos auf Angriff und erreichten nach dem 18. schwarzen Zug die auf dem nachfolgenden Diagramm abgebildete kritische Stellung:

Diagramm      Weiß am Zuge
Weiß hat einen Springer geopfert, den er auf e7 allerdings wieder zurück bekommen kann.
Aber Schwarz droht, im nächsten Zug den Springer auf f3 zu schlagen und anschließend auf g2 matt zu setzen.
In dieser prekären Situation spielte Anderssen den wie ein Versehen anmutenden Zug
19. Tad1 !!!
woraufhin Dufresne frohgemut mit
19. ... Dxf3
begann, seine Trümpfe auszuspielen und sich nach
20. Txe7+  Sxe7  
mit der Öffnung der langen Diagonale noch stärker zu fühlen.
Diagramm
Tatsächlich aber war er unrettbar verloren.
21. Dxd7+  Kxd7     Damenopfer
22. Lf5+  Ke8     Doppelschach  (Kc6  Ld7#)
23. Ld7+  Kf8     (oder Kd8)

24. Lxe7#  Matt    (siehe Titel-Diagramm)

Natürlich findet der moderne Computer, dem man solche Evergreens heute zum Fraß vorwirft, im Verlauf der Partie viele kleine Fehler und Verbesserungen. Aber darauf kommt es bei den Romanzen gar nicht an. Wir erfreuen uns an ihrer Schönheit - und an den zwingenden Schlusskombinationen hat schließlich auch der stärkste Rechner nichts mehr auszusetzen.
rit   (weitere Beiträge auf der Seite Taktik-Archiv)